Gisi kommt in der Klinik nicht zur Ruhe - in vielerlei
Hinsicht.
Im letzten Beitrag berichtete ich von der Reaktion des
Arztes auf ihre ausgeprägten Überbewegungen - dass es nicht unbedingt vom
Parkinson herrühren muss, es könne ja auch mit der OP zusammenhängen oder ganz
etwas anderes sein.
Eine Freundin, die zu Besuch war, konsultierte kurzerhand
eine verlässliche Webseite über die Nebenwirkungen des Schmerzmittels, das Gisi
nach der OP bekommen hatte: Es kann bei Menschen mit Parkinson Dyskinesie
auslösen (also Überbewegungen).
Ich möchte mit diesem Beitrag nicht die Ärzte oder die
Pflegekräfte kritisieren. Sie tun ihr allerbestes, um den Patienten zu helfen. Das
ist ihr Job. Es ist auch sicherlich nicht leicht für sie einzuschätzen, ob die
Kompetenz des Patienten fundiert ist oder nicht. Schließlich stehen sie vor
einem wildfremden Menschen.
Meine Kritik gilt dem System, dem Gesundheitswesen, das hier
und in ganz viele anderen Fällen schlicht und ergreifend versagt. Nicht umsonst
werden jetzt viele Stimmen laut, die auf den Pflegenotstand in Deutschland
hinweisen. Gisi ist nicht die einzige, die unter Personalmangel und
Misswirtschaft an Krankenhäusern leiden muss. Nur hat sie als „kleine Besonderheit“
eine chronische Krankheit mit im Gepäck. Das reicht schon, um die Misere auf
die Spitze zu treiben.
Morgens bei der Visite standen die Ärzte um ihr Bett und
diskutierten den Fall Gisi. Man zog allen Ernstes in Erwägung, sie in ein
Pflegeheim zu verlegen. Wenn es sich nicht um die Lebensqualität und Rechte
eines Menschen handeln würde, wäre für mich jetzt der Zeitpunkt gekommen
lauthals zu lachen.
Aus den Augen, aus dem Sinn… ist das wirklich eine Lösung?
Verlegen,
ja. Dazu würde ich, ehrlich gesagt auch raten. Aber wenn, dann in eine
Parkinsonklinik, in der Gisi kompetent behandelt werden kann und von denen es
in der Nähe genügende zur Auswahl gibt. Noch besser wäre es, wenn die Kompetenz
ausreichend im Haus vorhanden ist, damit es zu solchen Situationen gar
nicht erst kommt. Was kostet es, eine Parkinson Nurse auszubilden, oder das
Krankenhauspersonal über Parkinson und andere chronischen Krankheiten zu
informieren?
P.S. Ich habe gerade erfahren, dass Gisi in die Parkinsonklinik ihres Vertrauens verlegt wird. Ich bin sehr erleichtert.
3 Kommentare
Ein Pflegeheim? Es ist nur eine unzulässige Art ein Problemfall los zu werden. In Pflegeheime sind die personelle Mängeln extrem hoch. Die Eignung eine an Parkinson erkrankte Person zu pflegen dürfte auch nicht gewährt sein.
AntwortenLöschenIn welcher Welt leben wir eigentlich.das Thema muss unbedingt der ganzen Öffentlichkeit gezeigt werden
AntwortenLöschenGisi im Dschungelcamp
AntwortenLöschenWer schon mal in Reha oder im Krankenhaus war kennt doch dieses schöne Bett mit Fernbedienung. Man kann sich den Oberkörper schön selbstständig hochfahren oder wieder absenken. Die Beine evtl. in eine angenehme Position bringen. Der sogenannte Galgen der über dem Bett schwebt ist doch toll, weil man sich selbst in die richtige Lage bringen kann. Ach ja, das wäre schön wenn Gisi das hätte. Aber es gibt wirklich tüchtiges Krankenhaus Mitarbeiter, die sich auf die Suche nach diesem einen Galgen machen. Ob er je gefunden wird? Jetzt mal wirklich Butter bei die Fische, wie der Norddeutsche zusagen pflegen. Einer Frau mit Parkinson, die frisch operiert ist, bekommt ein Bett wie anno 1980. Retro soll wieder „In“ sein habe ich gehört. Leute, das ist Krankenhaus. Anstatt den Galgen zu suchen, hätte man doch gleich das ganze BETT austauschen können? Oder sehe ich das falsch?
Die anderen Bedürfnisse, wie z.b. die Karte für Telefon, Internet und/oder Fernseher, den Kopfhörer erledigt man dann „do it your self“ oder „schick jemanden, wenn du nicht aufstehen kannst“. Also auf Besuch warten. Aber dass auch noch an der Fernbedienung die Kabelisolierung defekt ist, schlägt fast dem Fass dem Boden aus. Die Schwestern sind alle sehr nett und erklären wo das Zimmer mit dem Schrank der Blumenvase zu finden ist
Als ich Gisi sah, kamen mir die Erzählungen von Freunden mit Parkinson, die nach Operationen von den gleichen Symptomen erzählten, wieder ins Gedächtnis. Worte wie Verzweiflung, Wut und Angst wurden ausgesprochen. Was ist mit den Angehörigen? Sie können nicht helfen. Sie müssten sich doch vorkommen, als ob sie Handschellen tragen. Die Ärzte mit den Worten „Sie müssen Geduld haben“ oder der tollste Spruch war „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut“. Da stelle ich mir die Frage hier geht es doch um Menschen und nicht um Rom.- Die Gedanken drehten sich nur darum „Hoffentlich bekomme ich dieses Überbewegungen wieder weg oder zumindest den Ist-Zustand wie vor der Operation wieder hin.
Könnt Ihr Euch noch an die Zivis erinnern, die Zivildienstleistenden? Die man in solchen Institutionen sehr zu schätzen wussten. Sie kamen zwischendurch herein und fragten meistens nach dem Befinden und ob etwas gebraucht wurde. Auch mal ein offenes Ohr zum reinquatschen war dabei.
Wo ist nur, die Menschlichkeit geblieben, abhandengekommen?! Mehrarbeit mit weniger Personal. Zeitmanagement. Ist es nötig, eine Zusatzkrankenversicherung abzuschließen, damit man menschen-würdig behandelt wird und ein Lächeln am Tag bekommt. Fragen über Fragen aber wer gibt die Antworten?
Liebe Gisi ich drück dir ganz Dolle die Daumen, dass du keine Schraube locker hast (ich meine natürlich die in deinem Bein) Wie heißt es so schön - Nimm dir Zeit und in der Ruhe liegt die Kraft. Gute Heimreise ins Hesseländle und Toi toi toi
Daheem is ewe daheem, gelle gisi, ach wenns im Krankehaus escht mol is. (hessisch für Anfänger )