Ein bisschen Window-Shopping in einer fremden Stadt,
unglücklich stürzen und schon haben wir den Salat.
Meiner Freundin Gisi ist das passiert, gerade vor ein paar
Tagen. Mit gebrochener Hüfte wurde sie per Ambulanz in das nächste kleine
Kreiskrankenhaus gebracht. Das Personal schickte sie weiter in eine größere
Klinik in der benachbarten Stadt. Nicht, weil ihr Hüftbruch kompliziert gewesen
wäre, sondern weil sie Parkinson hatte. Das Personal war damit überfordert und gab
zu, dass ihnen das Wissen fehlte, um Gisi kompetent behandeln zu können.
In der Notaufnahme des städtischen Krankenhauses herrschte
Chaos. Gisi musste 5 Stunden warten, bis ein Arzt mit ihr sprach. Sie hatte bei
der Einweisung darauf aufmerksam gemacht, dass sie Parkinson hat. Man
versprach ihr, einen Neurologen zu konsultieren. Die Konsultation erfolgte
Stunden später telefonisch und es war Gisi schnell klar, dass sich dieser
Neurologe ebenfalls nicht mit Parkinson auskannte.
In was für einer verdrehten Welt leben wir, wenn der Chirurg
vor der OP die Patientin fragt, welche Narkosemittel er einsetzen soll? Wenn
die Patientin in ihrer eh schon schwierigen Lage wie eine Löwin dafür kämpfen
muss, dass man ihr nicht die Parkinson Medikamente wegnimmt. Was wäre passiert,
wenn sie nicht bei Bewusstsein gewesen wäre oder aus anderen Gründen nicht
hätte sprechen können?
Gisi‘s Parkinson manifestiert sich in ihren Beinen, die so
steif sind, dass sie ihre Knie nicht mehr beugen kann. Durch den Stress und die
Schmerzen, hatte sie nach der OP Krämpfe in den Beinen und extreme
Überbewegungen. Eine typische Reaktion aufgrund des Parkinsons. Trotz
Konsultation des Neurologen hieß es dann aber, man wisse nicht, ob die Krämpfe durch
den Parkinson oder die OP verursacht seien.
Ich bin froh, dass Gisi sich nicht so schnell unterkriegen
lässt. Die Operation ist gut verlaufen, sie ist eine Kämpfernatur. Sobald es
geht, wird sie sich in die Parkinsonklinik ihres Vertrauens verlegen lassen,
dafür wird sie sorgen, dessen bin ich mir sicher.
Mir ist mulmig zumute und mir gehen ganz viele Szenarien
durch den Kopf, die alle in einer Frage münden:
Muss ich als Parkinsonkranke Angst vor dem Krankenhaus haben?
Wäre in Gisi’s Fall eine Parkinson-Nurse anwesend gewesen,
wie viel Schmerz und Stress hätte bei ihr und dem Krankenhauspersonal vermieden
werden können!
Ich kann wegen dieser und vieler anderer Geschichten, nur
jedem Menschen mit Parkinson raten: Sei vorbereitet auf den Notfall. Fülle den
Notfallausweis aus und trage ihn immer bei dir. Ich, für meinen Teil, werde das
jetzt sofort tun.
1 Kommentare
So einfach läßt Gisi sich nicht Unterkriegen. Sie ist eine Kämpferin.An dieser Stelle gute Besserung Gisi. Du machst das schon. Ein großes Lob an das Klinikpersonal ,die Zugegeben haben, dass sie von Parkinson keine Ahnung haben. Ein Armutszeugnis an den Lehrplan, an diejenigen, die dafür verantwortlich sind nach welchem Standart im Gesungheitswesen gelten soll. Immerhin ist es keine kleine Gruppe die an Parkinson erkrankt sind.
AntwortenLöschenGute Besserung . Dancer