Es geschah quasi über Nacht. Mein 12jähriger Sohnemann war
in die Höhe geschossen und seine Stimme in die Tiefe. Die Arme waren auf einmal
länger als die Beine, die Haare fettig und erste Pickel zeigten sich im Gesicht.
„Oh Mann“ dachte ich, „warum denn jetzt schon?“
Die Alarmglocken klingelten endgültig, als er in einem Nebensatz
erwähnte, er sei am Wochenende zu einer Party eingeladen. „Party“, nicht „zum
Spielen“ oder „zum Kindergeburtstag“.
Zur Pubertät gehören bekanntlich nicht nur die ungleichmäßigen
Wachstumsschübe und eine krächzende Stimme. Da sind noch die
Stimmungsschwankungen, ganz zu schweigen vom Pumageruch im Kinderzimmer und den
Grenzstreitigkeiten mit den Eltern. Früh aufstehen? Kannste knicken. Schule?
Keinen Bock. OK, es muss nicht zwingend bei allen Kindern so stark ausgeprägt sein,
aber ich befürchte Schlimmstes für uns. Denn mein Sohn zieht die Konfrontation wie ein Magnet an. Er steht zu seinen (manchmal schwer nachvollziehbaren) Ansichten,
was ja für sein weiteres Leben nicht so schlecht sein muss. Nur jetzt, in
dieser Phase?… pffff.
Also muss ich mich wappnen, mich über die Pubertät
informieren, cool bleiben (was nicht leicht ist) und die nächsten Jahre heil überstehen.
Die einsetzende Pubertät meines Sohnes bringt mich aber auch auf den Boden der Tatsachen zurück. In den vergangenen Monaten stand die Auseinandersetzung mit dem Parkinson für
mich eher im Vordergrund. Jetzt holt mich der Kleine – naja, eher der Große –
in den Alltag einer allein erziehenden Mutter zurück. Familien-Management ist gefragt,
Multitasking angesagt und dann noch der Beruf. Alles Dinge, die mir nicht mehr ganz locker von der
Hand gehen.
Andererseits … man wächst ja an seinen Aufgaben und bleibt mitten
im Leben. Die Pubertät ist zwar eine unruhige, aber auch sehr spannende Zeit.
Ich bin neugierig, was die nächsten vier bis sechs Jahre bringen werden und was ich aus
dieser Erfahrung und von meinem Sohn lernen kann. Abenteuer Pubertät, ich bin bereit.
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