Heute möchte ich meine Gedanken zu einem Gespräch mit meinem Liebsten loswerden. Auslöser war ein Streit zwischen uns, weil ich eine Verabredung mit ihm vergessen hatte. Und das ist nicht zum ersten Mal passiert.

Jetzt, wo der Parkinson mitschwingt, frage ich mich immer wieder, welchen Einfluss er auf unsere Partnerschaft hat. Inwiefern spielt er Unfug mit uns? Und inwieweit nutze ich ihn aus, um unbedachte Äußerungen oder verpasste Termine zu rechtfertigen? Ist ja ganz praktisch und bequem, wenn man alles auf ihn schieben kann. Manchmal kommt er mir wie der unsichtbare Freund aus der Kindheit vor, der an allem Schuld ist. "Ich wars nicht, das war Mr. P!" Parkinson in der Partnerschaft: Ein riesiges Fragezeichen und eine der zentralen Fragen, denen ich in Zukunft näher nachgehen möchte.
Denn die Belastung durch den Parkinson ist bei allen da. Und je nach Rolle in der Partnerschaft ist sie unterschiedlich ausgeprägt. Mein Liebster hat mich durch den ganzen Prozess von Anfang an begleitet. Er war beim Diagnosetermin dabei, hat nicht gelacht, als ich Probleme damit hatte „Radio“ rückwärts zu buchstabieren und eine einfache Rechenaufgabe nicht lösen konnte. Aber ein bisschen gegrinst hat er schon. Nach dem Termin haben wir dann gemeinsam herzhaft gelacht, befreiend. Er ist mit mir zur Parkinson Informationsveranstaltung gekommen und musste ertragen, dass ich ihn danach mit einer fadenscheinigen Erklärung im Regen stehen ließ, weil mir die Worte fehlten und ich mit meiner Betroffenheit nicht klar kam. Er muss mit meiner nächtlichen Unruhe umgehen und mich zurückpfeifen, wenn ich es mal wieder Übertreibe und mir zu viel Stress zumute. Er ist nicht müde, mich zu überzeugen, dass eine Kur, bzw. Reha oder andere Ruhephasen sinnvoll wären, bis ich die Notwendigkeit auch erkenne und endlich selbst aktiv werde. Für all diese Unterstützung liebe ich ihn sehr.

Wir stehen erst an Anfang der Reise mit Mr. P und die Belastung für die Partnerschaft wird sich ohne Frage steigern. Woher nehmen wir die positive Energie, um diesen Weg gemeinsam zu gehen?

Ich versuche Mr. P nicht vor mir her zu tragen, wie einen Bauchladen. Und ich glaube, es gelingt mir mehr oder weniger gut. Aber ich möchte ihn auch nicht komplett verdrängen. Ich kann ja nicht ignorieren, dass er zu einem Bestandteil meines Lebens geworden ist. Es ist nicht leicht, die Balance zu halten. Es gibt Momente, in denen er mein Leben dominiert, wenn ich mich zurückziehe und niemanden mitnehme in meine kleine enge Parkinsonwelt. Das sind die Momente, in denen es mit der Partnerschaft gar nicht funktionieren mag. Diese Momente kriegen jetzt von mir eine klare Kampfansage. Und meinen Liebsten nehme ich selbstverständlich mit.