Nun bin ich genau eine Woche in der Reha-Klinik und habe eine Menge Einführungen in verschiedenste Therapien hinter mich gebracht. Ich habe das große Glück, ein Zimmer für mich und ausreichend Zeit zwischen den Anwendungen und Terminen zu haben, um mich ausruhen zu können. Die Nächte sind lang, die Schlafstörungen besonders stark ausgeprägt. Mir geht vieles durch den Kopf, anderes verdränge ich noch sehr geschickt. Ich kämpfe mit kleinen Panikattacken, wenn etwas nicht sofort klappt, merke aber im Großen und Ganzen, dass ich langsam loslassen und herunterfahren kann.


Der Schwerpunkt der Behandlungen liegt auf Bewegung, Kraft und Ausdauer. Der Therapieplan für die nächste Woche ist vollgepackt damit. Ich komme mir vor, wie in einem Sport-Bootcamp. Nach drei Wochen werde ich bestimmt als gestählte Wonderwoman mit Sixpack aus der Klinik entlassen. Das ist gut, denn Bewegung gewinnt eine immer größere Bedeutung für den Behandlungsplan von Parkinsonpatienten, da sie hilft, die motorischen Einschränkungen zu lindern. Ich frage mich allerdings manchmal, wie ich das Gelernte bloß später in mein Leben integrieren kann. Die Tipps der Therapeuten sind manchmal nicht besonders alltagstauglich für alleinerziehende berufstätige Frauen.

Ich habe erfahren, dass ich im Augenblick die einzige Parkinsonpatientin hier bin, eine Exotin. Es wurde sehr schnell deutlich, dass die Expertise hier breiter gefächert ist. Für mich passt es wunderbar. Ich stehe ja noch am Anfang meiner Karriere mit Mr. P und kann über die fachlichen Defizite hinwegsehen. Schön ist, dass dies den Ärzten auch bewusst ist und sie deshalb glücklicherweise nicht an meiner Medikamentierung drehen. Ich kann mich ohne Stress auf mein persönliches Ziel konzentrieren und erhalte die wertvollen Informationen und die Unterstützung, die ich benötige.

Ich lerne hier Leute mit den verschiedensten neurologischen Erkrankungen kennen. An mir zieht täglich quasi die ganze Bandbreite an möglichen chronischen Erkrankungen vorbei. Ich merke, dass es mir im Vergleich noch sehr gut geht. Ich muss mich nur mit einer Erkrankung auseinandersetzen und nicht, wie viele andere hier, an mehreren gesundheitlichen Fronten gleichzeitig kämpfen. Das hilft mir, meinen Parkinson auf eine realistische Größe zu schrumpfen.



Die Klinik selbst erinnert mich an ein riesiges Raumschiff. Ganze Horden an Menschen mit Krücken patroullieren durch die endlosen Gänge. Sie wirken auf mich wie Aliens mit Spinnenbeinen. Ich muss mich an die Wand drücken, um ihnen nicht in die Quere zu kommen. Roland Emmerich muss außerdem eines seiner UFOs aus seinem Film „Independance Day“ hier vergessen haben (s. Foto). Jeden Morgen schaue ich beim Aufstehen auf das kreisrunde Gebilde unter meinem Fenster und frage mich, wann es wohl abhebt und mit seinen Spinnen-Aliens im All verschwindet. Keine Sorge – ich leide (noch) nicht an Halluzinationen, höchstens an einer ausgeprägten Fantasie.

Aber Spaß beiseite, hier ist mein Fazit für die erste Woche: Das Sport-Bootcamp hilft mir ungemein. Ich habe schon ein paar Informationen bekommen, die später im Alltag nützlich für mich sein werden. Ich hoffe, es wird in den kommenden zwei Wochen mehr. Das gibt mir Sicherheit - ich glaube, ich bin im Umgang mit meinem Parkinson selbstbewusster geworden. Hoffentlich bleibt das auch so.