Es ist schon eine Weile her, als ich mit meiner Freundin nach dem belebenden Tanzkurs über die positive Wirkung sprach, die das Tanzen auf uns an Parkinson erkrankte hat. Meine Freundin erwähnte mehr oder weniger nebenbei, dass das Tanzen sie aus der sozialen Isolation geholt hätte. Dieser Nebensatz ließ mich seitdem nicht mehr los und ich kam ins Grübeln.

Wie war das eigentlich bei mir in den Anfängen gewesen? Schon lange vor meiner Diagnose mit Morbus Parkinson hatte ich begonnen mich aus dem sozialen Leben zurückzuziehen. Es war ein schleichender Prozess, der mir zu der Zeit nicht bewusst war. Es gab ja viele Gründe, um zuhause zu bleiben: Ich war als alleinerziehende Mutter vollauf mit der Betreuung meines Kindes beschäftigt; ich wollte mich nach einem langen Arbeitstag meinen Hobbies und dem Haushalt widmen; und überhaupt, werden soziale Kontakte überbewertet. Es reicht doch, ab und zu mit dem Partner auszugehen; und, und, und...

Da stellte sich mir im Nachhinein die Frage, ob damals eventuell doch ein Zusammenhang mit dem Parkinson bestand.Von dem sozialen Rückzug im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit hatte ich schon oft gehört und gelesen. Die schiefen Blicke, die Anspielungen auf eine mögliche Alkoholsucht wegen der schleppenden Aussprache, dem schwankenden Gang und den zitternden Händen oder die Angst, dass einem im Restaurant vor allen Blicken das Essen von der Gabel rutscht, löst bei manchen Betroffenen ein Schamgefühl aus, das sie schließlich in die Isolation treibt.

Aber kann das auch zu Beginn der Erkrankung passieren? Wir Parkis werden ja mit der Zeit vorsichtig, wenn es darum geht, irgendwelche Veränderungen vorschnell auf den Parkinson zu schieben. Denn der muss nicht zwingend immer der Grund dafür sein. Also habe ich in alter Parki-Manier erstmal in meiner Parkinson-Bekannschaft herumgefragt, ob jemand dieses Phänomen auch kennt. Und es waren nicht wenige. Das Internet bestätigte mir schließlich, dass der soziale Rückzug auch zu Beginn der Erkrankung als Symptom für Parkinson gewertet werden kann.

Da ist was dran. Wenn die Konzentration nachläßt, die Reaktionen langsamer werden, der Energie-Pegel schneller sinkt und alles etwas anstrengender wird, würde ich automatisch die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Parkiinson hin oder her.

So fällt für mich wieder ein Puzzleteilchen an seinen Platz im großen bunten Parkinson-Bild und ich bin froh, dass ich heute mit der Hilfe von Tanz, Sport und Selbsthilfegruppe bewusst gegensteuern kann.