Oder: Was nach vier Jahren Tanzen mit Parkinson geblieben ist 



Bewegung ist wichtig für Menschen mit Parkinson. Insbesondere regelmäßige Bewegung und das Training von Kraft und Ausdauer. Beim Tanzen kommt noch das Glücksgefühl hinzu, das durch die Musik mitschwingt und mir erlaubt negative Emotionen, wie Wut und Sorge kleiner und die positiven Gefühle größer werden zu lassen.  

Über die Jahre hinweg ist der harte Kern unserer Tanzgruppe deutlich geschrumpft, insbesondere in den letzten 12 Monaten. Einige Leute haben woanders eine Heimat gefunden, anderen waren die Übungen zu anstrengend (oder der Parkinson) oder umgekehrt: Der Anspruch an sich selbst war nicht mehr kompatibel mit den Übungen.

Heute wurde mir erst richtig klar, wie wichtig die gemeinsame tänzerische Entwicklung für die Stärkung der Resilienz (da ist es wieder, dieses Wort) im Leben mit Parkinson ist. Da wir uns - trotz jeder Anstrengung - in der Beweglichkeit gemeinsam rückwärts entwickeln, ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung deutlich gestiegen. Gemeinsam lässt sich die Krankheit einfach besser akzeptieren. 

Wir erfahren bewusster wo die Grenzen sind und nehmen es eher an, wenn sie sich verschieben. Wir freuen uns doppelt und gemeinsam viel mehr, wenn die Schrittfolge besser geklappt hat, als erwartet.

Wenn ich mir heute die Bilder und Videomitschnitte unserer Tanztheateraufführung von vor drei Jahren ansehe, ist sie zweifelsohne ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben mit Parkinson, aber ich sehne mich bei weitem nicht danach, an diesen Punkt zurückzukehren.


Für mich hat der soziale Zusammenhalt eine deutlich wichtigere Bedeutung für den Erhalt meiner Lebensqualität gewonnen. Ich fühle mich wohler in meiner Haut, wenn ich weiß, da ist jemand, der mich und meinen Parkinson versteht. Jemand, der alles stehen und liegen lässt, um mir zuzuhören, wenn es mir schlecht geht. Und umgekehrt: Ich springe sofort auf, wenn ein Hilferuf abgesetzt wird. Wir verstehen uns und sind füreinander da. Und so erhält der Tanz als Medium, als Transportmittel des sozialen Zusammenhalts ein anderes Gewicht.

P.S. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb Projekte, wie der Kranichtanz anlässlich des Welt Parkinson Kongress so viele Zusendungen bekommen hat und für alle Teilnehmer*innen ein ganz besonderes Erlebnis war.