Ich kann an der Anzahl der Tabletten, die
ich einnehme, die Anzahl der Termine beim Neurologen ablesen. Das ist eine
tolle Eselsbrücke in Zeiten wo das Gedächtnis langsam nachlässt. Letzte Woche
war ich wieder beim Arzt und nehme seitdem eine Tablette mehr ein. Es sind
jetzt drei. Drei Tabletten entsprechen drei Termine seit der Diagnose. So
simpel ist das.
Die neue ist eine Tablette gegen das Zittern (Biperiden).
Mein linkes Bein zitterte mittlerweile so stark, dass es schmerzte. Von außen
sieht es ganz locker aus, wenn jemand still vor sich hin zappelt. Tatsächlich
fühlt es sich an wie Hochleistungssport. Die Muskeln arbeiten permanent und
kommen kaum zur Ruhe. Der Vorteil ist, dass ich am linken Bein
bewundernswert durchtrainierte Muskeln habe. Und rechts? Naja, meiner rechten
Seite sieht man an, dass ich im Moment eher wenig Sport treibe. Janus lässt grüßen...
Jetzt kommt aber die dritte Tablette ins Spiel.
Sie dämmt das Zittern ein. Der Schmerz ist weg, ich kann entspannt aufatmen und
mein linkes Bein auch. Puh. Aber was diese Tablette in den ersten Tagen der Einnahme auch bewirkt, ist dass ich
langsamer werde. Nicht nur in der Bewegung, sondern auch im Kopf. Die Gedanken
formen sich in gewohnter Geschwindigkeit im Gehirn, nur werden sie mit einiger
Verzögerung erst ausgesprochen. Ich fühle förmlich, wie sie sich langsam ihren
Weg zu meinem Mund bahnen. Da sind andere Leute längst beim nächsten Thema und
ich schlucke die Worte runter. Zu den Tabletten, die mit ihnen eine fröhliche
Party feiern. So stelle ich mir das jedenfalls vor und muss grinsen.
2 Kommentare
Hallo Loralee
AntwortenLöschenIch bin ständiger Gast auf Deinem Blog, obwohl ich nicht unmittelbar mit Herrn P Kontakt habe.
Ich muss zu dem Thema "Worte schlucken" unbedingt einen Kommentar schreiben.
Loralee mach das nicht!!
Die Personen, die Dich kennen, schätzen und auch lieben, legen sehr viel Wert auf deine Meinung!
Wenn Du eben länger brauchst, um Dich zu äußern, dann fange doch so an: "zu dem Thema von eben habe ich noch...!"
Denn es ist auch eine Wertschätzung den Anderen gegenüber sich zu einem Thema einzubringen.
ABER was noch Wichtiger ist; wenn Du Dir angewöhnst, Deine Meinung nicht zu äußern, kann es zu einem Effekt führen, den Du hoffentlich absolut nicht möchtest - Du kapselst Dich ein!
Das kann dann zu einer Gewohnheit werden und darüber findest Du immer weniger statt und nimmst dadurch auch immer weniger am Leben teil.
Und ich glaube, dieses ist etwas, was Herrn P in die Karten spielt.
Liebe Grüße
von B. (dem kleinen Klugscheißer) ;-)
Hallo B.
Löschenmach dir bitte keine Sorgen. Ich war wohl in diesem Beitrag nicht deutlich genug, das tut mir leid. Ich habe mit diesem Post den Moment angesprochen, in dem die neuen Tabletten sich in meinem Hirn einklinken und beginnen zu wirken. Bis sich mein Körper daran gewöhnt hat, kann es zu Schwindel und einer Verlangsamung der Bewegung führen. Diese Symptome verschwinden nach ein paar Tagen wieder. Ich bin inzwischen wieder bei meiner gewohnten Geschwindigkeit. Die Verlangsamung aufgrund der Erkrankung wird noch kommen, aber hoffentlich sehr viel später in meiner Parkinson-Karriere.
Du sprichst mit deinem Kommentar auch einen sehr interessanten Punkt an. Parkinson kann tatsächlich dazu führen, dass sich der/die Erkrankte*r aus dem sozialen Leben zurückzieht, was oft mit Depressionen einher geht. Darum ist deine Warnung durchaus berechtigt. Ich hoffe, dass meine Angehörigen genauso aufmerksam sind, wie du und entsprechend handeln, sollten sie dieses Verhalten bei mir entdecken.
Danke, dass dir mein Blog gefällt, das freut mich wirklich sehr.
LG
loralee