Ich kann an der Anzahl der Tabletten, die ich einnehme, die Anzahl der Termine beim Neurologen ablesen. Das ist eine tolle Eselsbrücke in Zeiten wo das Gedächtnis langsam nachlässt. Letzte Woche war ich wieder beim Arzt und nehme seitdem eine Tablette mehr ein. Es sind jetzt drei. Drei Tabletten entsprechen drei Termine seit der Diagnose. So simpel ist das.
Die neue ist eine Tablette gegen das Zittern (Biperiden). Mein linkes Bein zitterte mittlerweile so stark, dass es schmerzte. Von außen sieht es ganz locker aus, wenn jemand still vor sich hin zappelt. Tatsächlich fühlt es sich an wie Hochleistungssport. Die Muskeln arbeiten permanent und kommen kaum zur Ruhe.  Der Vorteil ist, dass ich am linken Bein bewundernswert durchtrainierte Muskeln habe. Und rechts? Naja, meiner rechten Seite sieht man an, dass ich im Moment eher wenig Sport treibe. Janus lässt grüßen...

Jetzt kommt aber die dritte Tablette ins Spiel. Sie dämmt das Zittern ein. Der Schmerz ist weg, ich kann entspannt aufatmen und mein linkes Bein auch. Puh. Aber was diese Tablette in den ersten Tagen der Einnahme auch bewirkt, ist dass ich langsamer werde. Nicht nur in der Bewegung, sondern auch im Kopf. Die Gedanken formen sich in gewohnter Geschwindigkeit im Gehirn, nur werden sie mit einiger Verzögerung erst ausgesprochen. Ich fühle förmlich, wie sie sich langsam ihren Weg zu meinem Mund bahnen. Da sind andere Leute längst beim nächsten Thema und ich schlucke die Worte runter. Zu den Tabletten, die mit ihnen eine fröhliche Party feiern. So stelle ich mir das jedenfalls vor und muss grinsen.